„Das Krokodil“ gelesen – dabei gewesen…

Mit freundlicher Genehmigung des Verlages veröffentlichen wir aus der Dezember-Ausgabe der Zeitschrift Das Krokodil die folgenden beiden Artikel. Wir können nur jedem Anständigen ans Herz legen, diese lesenswerte Zeitschrift zu abonnieren: krokodil@das-krokodil.com

Nachsatz: Der Entwicklungsweg der marxistischen (warum eigentlich nicht auch leninistischen?) Tageszeitung Junge Welt (jW) ist seit der Konterrevolution widersprüchlich und zuletzt tragisch geworden. In den Jahrzehnten haben die Besitzer mehrfach gewechselt, aber insgesamt blieb die jW auf einem antiimperialistischen Kurs und machte NICHT solch üble Politik wie das Neue Deutschland (ND), das sich seit vielen Jahren „zum Zentralorgan der Bourgeoisie“ (und zwar dessen linken Flügels) entwickelt hat.

In den letzten Monaten schwenkte leider die jW voll auf den Hetzkurs gegen sog. Verschwörungstheoretiker, Corona-Leugner, Hippies, Langhaarige und Dumme ein. Während man sonst keine Probleme mit Menschen mit längeren Haaren hatte, wird dies jetzt mit als Ausschlussgrund gewertet, die nicht in die sog. „Volksgemeinschaft“ der BRD passen. Die Krankheitssymptome begannen sich aber schon vor ca. 10 Jahren zu zeigen. Der legendäre Kundschafter des Friedens Rainer Rupp wurde auf eine makabre und perverse Art aus der Reaktion der jW geekelt, weil er angeblich seine Artikel vorher gefälligst korrekturzulesen hätte.

Das nächste Opfer war Dr. Harald Wessel, viele Jahre Stellvertretender Chefredakteur des ND und später bei der jW Abteilungsleiter für Geschichte. Dort machte er den „Fehler“, sich mit der Ära Modrow, Gysi, Berghofer und Co. sehr kritisch auseinanderzusetzen. Doch was noch schlimmer war, war die Tatsache, dass die SED nicht an der sozialen sondern an der nationalen Frage gescheitert war. Das brachte ihm zumindest das Attribut eines Querfrontlers ein.

Allein das Lesen vieler (nicht aller) Artikel auf den Kulturseiten verursacht angeblich Augenkrebs. Eine Verherrlichung von allem möglichen Dekadenten wird dort als angeblich fortschrittlich gepriesen. Heute kann man nur sagen, es ist irgendwie eine Verarschung der Angehörigen der Genossenschaft und den damit verbundenen Einlagen, nicht offen und ehrlich über strittige Fragen ihrer Zeitung debattieren zu dürfen. Übrigens hat man dies leider zurecht dem ND vor der Konterrevolution ab ca. 1975 vorgeworfen. Heute ist vielen klar, wie das Drehbuch zum „Kippen“ einer einst fortschrittlichen Zeitung abläuft:

  1. Besetzung von Schlüsselpositionen durch Revisionisten oder bestenfalls Zentristen
  2. Androhung von bestimmten Finanzentzügen durch reformistische Kreise Die Linke
  3. In der Hoffnung, dass die fortschrittlichen Kräfte resignieren und keine Gegenwehr leisten, völlig auf die Positionen des modernen Revisionismus übergehen. Personen wie Karl Kautzky, Hilferding, Fette, Sickert oder auch die sog. linken Jusos aus Hessen-Süd lassen aus der Vergangenheit herzlich grüßen…

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