Als Tourist in Syrien – Ein Interview

Vor 2011 war Syrien ein sehr beliebtes Urlaubsziel, vor allem für Besucher die nicht nur Strand und Partys suchen (die es dort allerdings auch gibt), sondern die sich außerdem auch für Kultur und Geschichte interessieren. Viele Westler glauben, dass es aufgrund des Krieges aktuell nicht möglich sei, als Tourist dorthin zu reisen. Aber sie irren sich. Wir sprachen mit einem Touristen der vor kurzen in Syrien war. In diesem Interview erzählt er uns über seine Eindrücke und Erlebnisse.

AIP: Guten Tag, F. Erzähl uns bitte zuerst ein bisschen über Dich selbst, wie Du mit uns in Kontakt gekommen bist, und wie Dein Interesse geweckt wurde, Syrien zu besuchen.

F: Ja, gerne. Also ich interessiere mich schon seit mehreren Jahren für Geschichte, Politik und Weltgeschehen. Irgendwann in der Jahrtausendwende fing ich an, der offiziellen Version der Massenmedien zu misstrauen und sie zu hinterfragen: Der Jugoslawienkrieg, der Irakkrieg… Immer wieder, stellte ich fest, wurden Kriege im Nahmen der „Demokratie und den Menschenrechte“ entfacht. Ich habe das als Heuchelei empfunden. Die „Massenvernichtungswaffen“ von Saddam entpuppten sich als Märchen. Auch der Vorwurf, dass Milošević Massenmorde an Kosovo-Albaner begangen hatte (er schickte bloß die jugoslawische Armee gegen die terroristische „KLA“, die systematisch Serben ermordete und vertrieb). Als 2011 der sogenannte „arabische Frühling“ anfing, war mir klar, worum es in Wirklichkeit ging: Die letzten souveränen Staaten der arabischen Welt, Libyen und Syrien, zu knechten; und ihre Ressourcen zu plündern (dafür sollten als Werkzeug wieder Islamisten benutzt werden, wie in Jugoslawien und in den Tschetschenienkriegen in den Neunzigern). Ich ging damals zu einer Kundgebung gegen den Krieg, wo viele patriotische Syrer waren, die gegen Terrorismus und NATO-Einmischung demonstrierten. Dort waren auch einige Deutsche, die, wie ich festgestellt hatte, dass an der offiziellen Version (von dem „bösen Diktator und den friedlichen Rebellen“) irgendwas nicht stimmte. So lernte ich dort Michael Koth kennen, der Vorsitzender der AIP ist. Seitdem folge ich den interessanten Beiträgen der Seite und bin gelegentlich bei Veranstaltungen dabei.

Es ist entsetzlich, was mit Libyen passierte; das Land wurde zerstört, von der NATO in die Steinzeit kaputtgebombt, und ist heute in einem blutigen Bürgerkrieg und in dem Chaos versunken. Die offiziellen Medien berichten aber kaum darüber; das ist jetzt nicht mehr interessant, Hauptsache der „böse Diktator“ ist weg. Gott sei dank ist mit Syrien nicht das gleiche passiert. Der Zusammenhalt des syrischen Volkes und die russische Hilfe, die gegen die vom Westen und den Golfstaaten finanzierten Söldner und Terroristen bis heute erfolgreich kämpfen, haben das verhindert. Ich wollte schon seit längerem Syrien besuchen, und jetzt, wo sich die Lage stabilisiert hat, entschied ich mich, dorthin zu reisen, und das Land endlich persönlich kennenzulernen.

AIP: Ist es schwierig, ein Visum zu bekommen? Was muss man beachten?

F: Momentan ist dies tatsächlich nicht so einfach. Man kann zur syrischen Botschaft gehen und dort ein Touristenvisum beantragen. Das wäre die günstigere Variante. Allerdings ist es dann sehr hilfreich im Land, jemand zu kennen, was bei mir nicht der Fall war. Und ein Visum, das auf diese „traditionellere“ Art beantragt wird, kann mehrere Monate dauern, bis das überhaupt genehmigt wird. Nachdem ich aber im Internet recherchierte, fand ich heraus, dass die Kontaktaufnahme mit einer syrischen Reisenagentur der schnellste und sicherste Weg ist, einem Visum zu bekommen.

AIP: Eine syrische Reiseagentur die in Syrien ansässig ist?

F: Richtig. Die Reiseagentur kümmert sich dann um alles: Visum, Hotel, Eintrittskarten (Museen, usw.) und Transport innerhalb des Landes, von einer Stadt in die andere. Man bekommt dann einige Tourvorschläge, und ich entschied mich für einen fünf-tägigen Aufenthalt, in dem ich Damaskus, Aleppo, Homs, Hama, die Kreuzritterburg Crac des Chevaliers, und die christlichen Dörfer Maaloula und Seidnaya besichtigte.

Crac des Chevaliers

AIP: Kann man einfach so nach Syrien fliegen?

F: Momentan leider nicht. Aufgrund der Sanktionen gibt es keine Flüge von Westeuropa dorthin. Aber man kann nach Beirut fliegen, von wo man mit dem Auto abgeholt wird. Die Reiseagentur kümmert sich darum; die Abholung in der libanesischen Hauptstadt ist im Preis inklusive. Von Beirut nach Damaskus sind es knapp zwei Stunden mit dem Auto.

AIP: Sind die Syrer, beziehungsweise die syrischen Behörden und Militär, sehr misstrauisch gegenüber westlichen Besuchern?

F: Nein, gar nicht, ganz im Gegenteil. Die Syrer freuen sich sehr, endlich wieder Touristen zu sehen. Und an der syrisch-libanesischen Grenze geht die Passkontrolle sehr schnell: Keine komischen Befragungen oder so. Innerhalb des Landes gibt es sehr viele Checkpoints in den Autobahnen, die Autos werden immer wieder kurz angehalten, manchmal gucken die Soldaten auch in den Kofferraum (falls dort jemand versteckt mitreist oder falls dort Waffen sind). Unter den Umständen ist das ja völlig normal, denn der Krieg ist ja noch nicht ganz zu Ende, und die Sorge vor dem Terrorismus ist weiterhin groß. Aber auch an diesen Checkpoints waren die Kontrollen immer schnell und reibungslos.

AIP: Ist es für EU-Bürger schwieriger ein Visum zu bekommen, als zum Beispiel für Russen?

F: Wahrscheinlich schon. Wie gesagt: Ein Touristenvisum zu bekommen geht, für uns EU-ler, mit einer Reisenagentur am schnellsten. Für EU-Bürger sollte das an die zwei Wochen dauern. Allerdings ist es momentan für US-Bürger, aus verständlichen Gründen, schwierig bis unmöglich, ein Touristenvisum zu erlangen (auch über eine Agentur). Das kann sich aber immer wieder ändern; die Lage in Syrien stabilisiert sich tendenziell, und die bürokratischen Bedingungen verändern sich ständig. Daher ist es empfehlenswert, Internetseiten zu folgen, die sich mit Reisen in solchen „exotischen“ Ländern ausführlich beschäftigen, zum Beispiel www.againstthecompass.com und www.unusualtraveler.com, oder www.youngpioneertours.com. Dort sollte man die, jederzeit aktualisierten, Infos zu Reisebedingungen, sowie praktische Reisetipps, finden.

AIP: Und wie war denn der Syrien-Aufenthalt?

F: Ich habe mehrere Sehenswürdigkeiten besichtigt. Zuerst war ich im Nationalmuseum in Damaskus. Dort kann man viele Kunststücke der Antike bewundern. Syrien hat eine sehr reiche Geschichte und wird als eine der Wiegen der Zivilisation gesehen. Leider wurden viele von diesen Schätzen der Antike von den Terroristen zerstört oder, wie es auch im Irak der Fall war, von den Invasoren geplündert – im syrischen Fall vor allem von den Türken. Ich besuchte auch die prächtige Omayyaden-Moschee. Dort ist, so glaubt man, einen Schrein, wo die Leiche von Johannes dem Täufer aufbewahrt wird. In der Hauptstadt sah ich auch die „Via Recta“, die Straße, wo der Apostel Paulus zum Christentum bekehrt wurde (wo Saulus zum Paulus wurde). Dort gibt es eine Kirche, eine der ältesten überhaupt.

Omayyaden-Moschee

Was mich in Damaskus am meisten beeindruckt hat, Sehenswürdigkeiten beiseite, ist die wunderbare und stimmungsvolle Atmosphäre in den Straßen. Vor allem abends sind die Straßen randvoll mit Menschen, alle Geschäfte sind offen, Bazars und Cafés, Restaurants… Lauter junge Leute überall – und übrigens sehr schöne Frauen, viele ohne Kopftuch.

Straßenszene in Damaskus

AIP: Ja, die Frauen genießen in Syrien mehr Rechte als in den meisten arabisch/muslimischen Ländern, nicht wahr?

F: So ist das. Viele Frauen studieren, üben Berufe aus, haben wichtige Rollen in der Gesellschaft und sogar in der Regierung. Sie kleiden sich wie sie möchten. Nur im Libanon ist das auch so fortschrittlich, was die arabische Welt angeht. Was für ein Kontrast mit Saudi-Arabien, wo Frauen bis vor kurzen nicht mal Auto fahren durften! Und es ist schon paradox, dass die meisten westlichen Neo-Linken mit den so genannten „Rebellen“ sympathisieren, die die Frauen wie Dreck behandeln.

Zitadelle, Aleppo

AIP: Ist in Aleppo die Atmosphäre auch so lebendig wie in Damaskus?

F: Ja, auch dort ist es so, obwohl Aleppo, im Gegensatz zu Damaskus, von dem Krieg sehr hart getroffen wurde. Die Hauptstadt wurde von dem Krieg praktisch verschont. Es gab dort keine Kämpfe, nur einige Attentate; und die Stadt wurde von den Terroristen, von Ghouta und anderen Ortschaften aus, beschossen, aber ohne dass es dort direkt kämpferische Auseinandersetzungen gegeben hätten. Große Teile von Aleppo wurden aber leider komplett zerstört, auch in der Altstadt, dem Zouk, in der Gegend um die Zitadelle, die ich besichtigte. Von der Aleppiner Zitadelle, die auf einem Hügel ist, kann man die ganze Stadt sehen. Aleppo war die wichtigste Industriestadt des Landes. Viele von den Industrieanlagen wurden aber leider geplündert und in Erdogans Türkei verlegt. Denn die Neo-Osmanen sehen Aleppo als ihr Eigentum. Aber trotz der Zerstörung, die die Stadt teilweise sehr getroffen hat, wirkt Aleppo sehr lebendig. Viele Menschen überall und jederzeit, wie in Damaskus. In Homs sind die Spuren des Krieges allerdings noch deutlicher als in Aleppo. Viele Gebäude sind komplett zerstört. Viele Bürger aus Homs flüchteten vor den Elend des Krieges nach Damaskus und Städten an der syrischen Küste.

AIP: Gibt es also viele Inlands-Flüchtlinge?

F: Ja, absolut. Viele syrische Flüchtlinge sind ja in Syrien geblieben. Sie sind beispielsweise von Homs, oder von den Städten in Osten des Landes, vor der Zerstörung, der „FSA“ oder dem „IS“, nach Damaskus oder Lattakia geflohen. Es gibt auch Flüchtlinge, die von den kurdischen Separatistenbanden nach Damaskus oder andere Gebiete unter Kontrolle der syrischen Regierung geflüchtet sind, denn die kurdischen Separatisten (die Unterstützung von den USA bis vor kurzen bekamen und von vielen westlichen Neo-Linken gefeiert werden), haben ethnische Säuberungen gegen Araber und Assyrer begangen.

Das alles interessiert die westlichen Medien nicht die Bohne, denn man will ja den Eindruck erwecken, dass die Syrer alle nach Europa wollen, um dem „bösen Assad“ zu entkommen. Dass die meisten echten Flüchtlinge (die in Syrien oder in den Nachbarländern, vor allem Libanon, geblieben sind) vor den islamistischen Terrorbanden fliehen, das wird verschwiegen.

AIP: Syrien ist ein multikonfessionelles und multikulturelles Land, wie es Jugoslawien auch war. Ist das vielleicht ein Grund für den Ausbruch des Bürgerkrieges? Kannst Du etwas mehr diesbezüglich erläutern?

F: Also erstmal würde ich den Syrienkrieg nicht als Bürgerkrieg bezeichnen. Die Tatsache ist, dass die verschieden Konfessionen jahrhundertelang friedlich miteinander gelebt haben. Die Muslime haben dort gemeinsam mit ihren christlichen Nachbarn beispielsweise Weihnachten gefeiert, und die Christen haben auch an den islamischen Feierlichkeiten ihrer muslimischen Freunde teilgenommen. Sunniten, Schiiten, Christen, Drusen, Araber, Aramäer, Assyrer, Armenier, Kurden, alle haben im Laufe der Jahrhunderte (obwohl immer wieder mit kleinen Ausnahmen) friedlich miteinander gelebt. Es gab keinen Sektarismus. In Jugoslawien wurden die religiösen Unterschiede von den Imperialisten selbstverständlich auch ausgenutzt, um dort alle gegen alle aufzuhetzen. Aber Syrien ist übrigens kein modernes Konstrukt wie es Jugoslawien war, sondern ein historisches Gebiet, das seit der Antike eine Kontinuität aufweist. Syrien und Palästina sind ja auch die Ursprungsländer des Christentums, und die dortigen Muslime (der Islam kam ja später) haben das (fast) immer respektiert. Die Muslime sehen ja Jesus (arabisch: Issa) als einen Propheten, einen Vorgänger Mohammeds. Obwohl er nicht als Sohn Gottes anerkannt wird, wird er im Islam allgemein geschätzt, wie auch die Jungfrau Maria (arabisch: Maryam). Das Problem entstand in der relativ neuen Zeit, mit intoleranten und extremistischen Gruppen wie der Muslimbrüderschaft und den Wahabiten oder Salafisten. Diese fanatischen Sekten, die den Koran auf rigorosester Weise interpretieren, stehen allen anderen Religionen feindselig gegenüber. Deswegen wurden sie ja immer von den westlichen Imperialisten benutzt, um Zwietracht zu erzeugen und die dortige Bevölkerung zu spalten, um sie dann besser zu kontrollieren. Teile und herrsche. Damit haben vor hundert Jahren, nach dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches, die Briten angefangen, und heute wird dieselbe Strategie von USA und NATO weiter implementiert.

Und es ist nicht nur, dass die islamistischen Banden von Auslandsmächten unterstütz werden; viele von den sogenannten „syrischen Rebellen“ sind ja nicht mal Syrer! Viele sind ausländische Jihadisten. Die kommen aus Nordafrika, aus Saudi-Arabien und den Golfstaaten, oder sogar aus nicht-arabischen Ländern wie Pakistan, Afghanistan, Tschetschenien… ja, sogar aus Deutschland. Nicht wenige europäische Konvertierte (Salafisten) haben sich dem „IS“ angeschlossen. Auch viele Uiguren sind in Syrien als „Rebellen“ tätig. Die Uiguren sind eine türkstämmige und muslimische ethnische Minderheit aus Westchina.

Ironischerweise werden die „Rebellen“ von den westlichen Medien im großen und ganzen als „Syrer“ bezeichnet, während die syrische Armee als „Assad-Armee“ tituliert wird… In Wirklichkeit sind viele von den „Rebellen“ ausländische Jihadisten oder Söldner, während die syrischen Soldaten waschechte Syrer sind, die nicht „für Assad“ sondern für ihr Vaterland kämpfen. Denn die syrische Armee repräsentiert das syrische Volk in seiner Vielfalt. Dort gibt es (genau wie in der syrischen Gesellschaft) Sunniten, Schiiten, Christen usw. Unabhängig von Konfession und ethnischem Hintergrund halten die wahren Syrer zusammen und lassen sich nicht spalten.

AIP: Um wieder zu Deiner Reise zurückzukommen, was hast Du noch gesehen?

F: In der Nähe von Homs besuchte ich den eindrucksvollen Crac des Chevaliers. In dieser Burg waren, unter anderem, die Kreuzritter. Dort war ich nicht der einzige westliche Tourist, da war auch eine französische Gruppe unterwegs.

AIP: Kommen also langsam wieder die Touristen ins Land?

F: Ja, ich habe auch ein paar Deutsche gesehen, eine Gruppe Spanier kennengelernt, einen Italiener, eine australische Gruppe… Allerdings sind das noch sehr wenige Besucher, verglichen mit den Touristen die, vor dem Krieg ins Land reisten.

Außerdem war ich noch in Hama (wo Anfang der Achtziger eine von den Muslimbrüdern angeführte Rebellion zerschlagen wurde), und in den christlichen Dörfern Maaloula und Seidnaya, unweit von Damaskus. In Maaloula sprechen die Leute noch Aramäisch, die Sprache von Jesus Christus. Beide Orte wurden von den Terroristen angegriffen und teilweise sehr beschädigt, aber heute sind sie glücklicherweise wieder befreit. Dort waren übrigens auch einige westliche Touristen unterwegs. Ich wäre auch gerne nach Palmyra gegangen, eine wunderbare Ruinenstadt der Antike in einer Oase mitten in der Wüste, aber es war zeitlich leider nicht mehr möglich.

AIP: Und wie sind in Syrien die Menschen?

F: Sehr aufgeschlossen, gastfreundlich und liebenswürdig. Sie freuen sich sehr, wie gesagt, dass endlich wieder Touristen das Land besuchen. In den Großstädten sprechen viele Englisch, obwohl Fremdsprachen nicht so verbreitet sind wie im Libanon (wo fast jeder fließend Englisch und/oder Französisch kann). Überall fühlte ich mich willkommen. Die Syrer kümmern sich sehr, dass es dem Besucher an nichts fehlt. Und trotz des Elends des Krieges und die von den Sanktionen absichtlich erzeugte wirtschaftliche Krise, machen die Menschen tapfer weiter. In Homs habe ich beispielsweise gesehen, wie eine Gruppe von Freiwilligen die Trümmer der zerbombten Gebäude beseitigten. Viele Syrer, die ins Ausland geflüchtet sind, kehren wieder zurück, um das Land wiederaufzubauen. Das ist ein sehr positives Signal.

AIP: Hattest Du den Eindruck, Syrien sei ein gefährliches Land?

F: Überhaupt nicht. Der größte Teil des Landes ist befreit. Nur der Norden, die Gebiete an der Grenze mit der Türkei, und auch Teile des Ostens, an der Grenze mit dem Irak, sind noch unsicher. Die meisten Terroristen und ihre Unterstützer haben sich in Idlib zurückgezogen. Dort benutzen sie Teile der Bevölkerung als Geisel. So ist die Lage seit über einem Jahr. Die syrische Regierung versucht, Verhandlungen durchzuführen um eine Lösung zu finden, die ein Blutbad verhindert – auf internationaler Ebene wird dafür auch verhandelt, vor allem zwischen Russland und der Türkei.

Aber, um zu der ursprünglichen Frage zurückzukommen, ist die Gefahr aktuell viel niedriger, da die überwiegende Mehrheit Syriens unter der Kontrolle der legitim gewählten Regierung ist. Die Präsenz der Soldaten ist allgegenwärtig, was für hohe Sicherheit sorgt. Auch in Aleppo, wo vor noch relativ kurzer Zeit der Krieg tobte, ist die Ordnung wiederhergestellt. Manchmal wird Aleppo, so sagte man mir, noch von Terrorbanden, die sich in der Umgebung der Stadt befinden, beschossen. Aber ich habe davon nichts mitbekommen. Allerdings merkte ich, dass es dort manchmal Probleme mit der Stromversorgung gab. Einmal bin ich im Hotel kurz im Fahrstuhl stecken geblieben. Die Aleppiner meinten, solche Stromausfälle kommen leider noch oft vor, aber sie dauern nicht so lange. Was Damaskus angeht, fühlte ich mich dort sicherer als in gewissen Gegenden von Berlin.

AIP: Was ist, in deinen Augen, die größte Herausforderung der Syrer aktuell?

F: Jetzt, wo der Frieden langsam zurückkehrt, sind die Sanktionen die wichtigste Quelle des Übels für das syrische Volk. Aufgrund der Sanktionen ist die syrische Wirtschaft sehr hart getroffen. Syrien war immer ein finanziell unabhängiger Staat, der sich nicht bei der Weltbank oder anderen globalistischen Organismen hat verschulden lassen. Man versucht jetzt Syrien unter Druck zu setzen, auf der wirtschaftlichen Ebene. Aufgrund dessen werden viele Menschen von Armut betroffen, und viele haben auch keinen Zugang zu, beispielsweise,  Medikamenten. Zum Glück hat Syrien ein paar gute internationale Verbündete, von denen sie Hilfe bekommen, aber die Sanktionen des Westens sind für das Volk trotzdem extrem schädlich.

AIP: Die westlichen Medien verdrehen die Lage in Syrien seit dem Ausbruch des Krieges. Wir von der AIP haben uns auf Korea spezialisiert, und verfügen kaum über Zeit, um uns mit etwas Anderem zu beschäftigen. Kannst du ein paar alternative Medien, Journalisten oder Publizisten empfehlen die, deiner Meinung nach, wahrhaftig über Syrien berichten?

F: Ja, im deutschsprachigen Raum kann ich die Beiträge von Manaf Hassan  sehr empfehlen. Er ist ein Deutsch-Syrer der in Facebook sehr aktiv ist, und ausführlich über die Geschehnisse in der Heimat seiner Eltern berichtet. Die Seite Voltairenet.org, von dem französischen Publizisten Thierry Meyssan, hat immer wieder sehr gute Beiträge über Syrien, auch in deutscher Übersetzung. Meyssan verbringt den größten Teil des Jahres in Damaskus oder Beirut. Außerdem für diejenigen, die Englisch verstehen, kann ich die Beiträge von Kevork Almassian (seine Seite heißt Syriana Analysis) sehr empfehlen. Bei Youtube findet man auch Interviews mit der bolivianischstämmigen Filmemacherin Carla Ortiz , die in Aleppo war, als die Stadt befreit wurde und eine Dokumentation darüber drehte. Auch die Berichte von der Britin Vanessa Beeley  und der Kanadierin Eva Bartlett  sind sehr zu empfehlen. Und ebenso die Videos von der Syrerin Mimi al-Laham  (bekannt als „Syrian Girl partisan“) und vom syrischen Komiker Treka, der in Damaskus wohnt. Besonders interessant, was Treka angeht, finde ich das Interview, das mit ihm vor kurzem die Deutsch-Syrerin Hanin Elias gemacht hat. Außerdem sind mittlerweile bei Youtube einige Videos zu sehen von westlichen Reisenden, die Syrien besucht haben, und es viel besser dokumentieren konnten als ich (denn ich verfügte über keine gute Kamera). Daraufhin verweise ich auf die Blogs von stgtravels, travelling the unknown  oder Eva zu Beck.

AIP: Lieber F, vielen Dank für das Gespräch.

F: Es war mir eine Ehre.

Im Garten des Nationalmuseums in Damaskus

Im Hotel in Damaskus

In Maaloula

In Maaloula

Geschäft in Damaskus

Zerstörungen in Homs

Aleppo von der Zitadelle aus gesehen

Anm. d. Red.: Passend zum Thema jüngste Artikel von Russia Today

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